Beobachtungsbericht La Palma 07/2017  

 
(alle Bilder können durch Draufklicken vergrößert werden)
 
Idee, Buchung und Anreise
 

Da ich seit langen Jahren fast nur noch astro-fotografisch tätig bin, überkam mich irgendwann die Sehnsucht nach ein paar gemütlichen, visuellen Beobachtungsnächten - am besten unter gesicherten Wetterbedingungen und möglichst dunklem Himmel. Quasi "Back to the Roots" - ohne PC, Montierung, Kabel, Kamera und Aufwand. Einfach genießen, und zwar möglichst bequem, ganz wie zu meinen Anfängen.

Wie es der Zufall so will, bekam ich im Frühjahr 2017 von einem guten Bekannten den Tipp, eine Astroreise nach La Palma ins Auge zu fassen. La Palma gilt dabei immer noch als Geheimtipp für einen sehr guten Nachthimmel mit vielen klaren Nächten im Jahr. Als weiteren Tipp wurde mir das ATHOS-Centro-Astronomico im
Nord-Westen von La Palma empfohlen. ATHOS wurde im Jahr 2016 von Kai von Schauroth und seiner Partnerin Liane mit viel Hingabe und Enthusiasmus aufgebaut. Das Astrozentrum liegt etwas abseits des kleinen Ortes Las Tricias, ganz in der Nähe des bekannteren Ortes Puntagorda.

Die Entscheidung für einen Astrourlaub auf La Palma war dann schnell gefällt und auch meine Frau musste nicht lange überzeugt werden, da sie für ihr Leben gerne reist.
Also habe ich den Betreiber von ATHOS angeschrieben und die Neumondwoche vom 20. bis 27.Juni 2017 angefragt. Dabei hätte ich im Vorfeld bei der Terminfindung fast vergessen, auf die Neumondphase zu achten!
Schnell wurden wir uns per E-Mail und bei netten und informativen Telefonaten einig, welches Gästehaus und welches Equipment wir für den entsprechenden Zeitraum mieten wollten.
Man sollte aber beachten, dass direkte Hin- und Rückflüge zumeist nur an einem bestimmten Wochentag (in unserem Fall Dienstags) stattfinden.

Wir haben uns dann für die Casa Galileo, ein 20" Miet-Dobson sowie einen passenden Satz Ethos Okulare entschieden. Mehr wollte und brauchte ich nicht. Keine digitalen Teilkreise, kein Tablet, keine Kabel. Nur eine Sternkarte und eine Rotlichtlampe müssen genügen. Wie gesagt: pure visuelle Astronomie - völlig stressfrei.

Da La Palma deutlich südlicher als Deutschland liegt, sind sogar Ende Juni die Nächte noch ca. 7 Stunden lang. In dieser Zeit wird es bei uns in Deutschland gar nicht mehr richtig dunkel.

Ein passender Direktflug mit der Condor war dann ab Stuttgart auch gleich gefunden. Wer ein paar Euro mehr für ein Premium-Ticket ausgibt, kann bequem am Priority-Schalter ohne Warteschlange einchecken, hat 25 kg Freigepäck, einen freien Mittelplatz im Flugzeug, sowie Essen und Getränke an Bord frei. Der Direktflug von Stuttgart nach La Palma dauert immerhin ca. 4:40 Stunden. Bei der Flugbuchung unbedingt darauf achten, dass man nicht aus Versehen auf der Nachbarinsel Gran Canaria in "Las Palmas" oder auf Mallorca in "Palma de Mallorca" (Ballermann) landet.
Der richtige Ziel-Flughafen für die Kanareninsel La Palma lautet "Santa Cruz de la Palma".

Auf La Palma geht ohne Mietwagen nichts. Busse verkehren nur selten und Taxis habe ich keine gesehen. Wir hatten einen Mittelklassewagen bei CICAR vorbestellt (Opel Astra) und Abholung direkt am Terminal vereinbart. Dies hatte super geklappt. Nach nur 5 min. Formalitäten hatten wir den Autoschlüssel in der Hand. Der Wagen stand im Flughafenparkhaus bereit, hatte außen ein paar deutliche Gebrauchsspuren, aber innen war alles TOP. Über das Reifenprofil schreibe ich mal lieber nichts - gut, dass es nie geregnet hat!
Die Abgabe verlief noch unproblematischer. Schlüssel abgeben - fertig. Keine Fragen.

 
Fahrt vom Flughafen nach Las Tricias
 
Auf der Insel herrscht, verglichen mit Deutschland, sehr wenig Verkehr und die Straßen sind in einem sehr guten Zustand. Allerdings ist La Palma quasi ein einziger Berg und demzufolge ist alles hier extrem steil und kurvig. Die längste Strecke ohne Kurve dürfte wohl die Landebahn am Flughafen sein. Der Beifahrer sollte also einen kurvenfesten Magen haben und der Fahrer sollte kein blutiger Anfänger sein. Die Einheimischen fahren recht gesittet, was eventuell an den häufigen Kontrollen liegen könnte.

 

Farbige Gesteinsschichten
 
Von Kai von Schauroth hatten wir den hilfreichen Tipp bekommen, in einem recht großen Supermarkt in El Paso gleich das Nötigste einzukaufen, da man auf ATHOS Selbstversorger ist. Der "Hiperdino" liegt direkt an der Hauptstrasse und ist echt gut sortiert. Hier haben wir uns mit Wasser, Brot, ein paar Konserven und Obst eingedeckt. Sehr geholfen hat uns auch die prima Anfahrbeschreibung vom Flughafen nach Las Tricias.
 
Herrliches Panorama im Norden der Insel
 

 
ATHOS Astrocampus
 

Nach ca. 1.5 Stunden Fahrzeit durch eine faszinierende, grüne Berglandschaft sind wir dann nach unendlichen Kurven, Steigungen, Abfahrten und Serpentinen auf ATHOS angekommen. Wir wurden dort von Kai und Liane sehr herzlich empfangen und auch gleich auf dem großen, wunderschönen Gelände herumgeführt. Erster Eindruck: WOW!!!

Das Astrocenter liegt in ca. 900 m Höhe an einem Hang (wie eigentlich alles auf La Palma) und ist in einen wunderschönen, mit viel Liebe gepflegten, botanischen Garten eingebettet.

 
Blick von unserer Veranda
 
Gästehaus "Casa Galileo" - unser Domizil mit Beobachtungsplattform direkt auf dem Dach


 
Gästehaus "Isaac" mit Beobachtungsplattform
 
Unser Frühstücksplatz vor der Orangerie mit Blick auf "Amerika"
 
20"-Dobson von Spacewalk-Telescopes auf einer der Beobachtungsplattformen
 
Inseltypische Eidechse - es gibt hier wirklich sehr viele davon
 

Auf ATHOS gibt es das Haupthaus, in dem die Gastgeber wohnen, sowie 3 Gästehäuser und eine gemütliche, lichtdurchflutete Orangerie. Diese ist mit einer modernen, voll ausgestatteten Küche, einem sehr gemütlichen Gemeinschaftsraum mit Kamin, einer Sammlung an historischen Teleskopen und einer Bibliothek mit Leseecke sowie TV ausgestattet. Im hinteren Teil des Geländes ist Kais private Kuppel stationiert.

Es ist so herrlich entspannend, einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Überall summt und brummt es und wenn man auf einem der Wege geht, raschelt und huscht es permanent im Unterholz. Es gibt hier eine Unmenge an kleinen und großen Eidechsen. Wer Angst vor diesen possierlichen Reptilien hat, sollte sich einen Besuch auf La Palma reiflich überlegen. Die Insel scheint das Eidechsenparadies schlechthin zu sein. Natürlich sind diese völlig harmlos, auch wenn die größeren Exemplare stattliche 40-50cm lang werden können.

 
Hummel bei der Arbeit
 
Zutrauliche Eidechse
 
Auch im hauseigenen Teich gibts allerlei Getier
 

Nachdem wir unser gemütliches Quartier in der Casa Galileo bezogen hatten, machte sich leider die erste Ernüchterung breit. Der Himmel zog sich gegen 20:00 Uhr völlig zu. Den Einheimischen zu Folge, sei dies gerade im Juni ein eher seltenes Ereignis. Tja, Pech gehabt, wie es schien...
Ein paar Stunden später zeigten sich jedoch ein paar Wolkenlücken, die dann bereits sehr deutlich zeigten, was man in einer klaren Nacht auf La Palma in 900 m Höhe erwarten kann.

 

 
Astronomie auf ATHOS
 

So sah der Sonnenuntergang an unserem ersten Abend aus. Die Wolkendecke bleibt oft oberhalb des Atlantiks aber noch unterhalb des Astrozentrums bestehen. Kurz danach war jedoch alles wolkenverhangen. Leider stellte sich dann in den nächsten Tagen der sog. Calima ein, eine Art "Sandwind" aus der Sahara, der alles in ein gelbliches Licht tauchte und die Himmelstransparenz empfindlich störte. Kurzum, in den ersten 3 Tagen hier auf La Palma war an nächtliches Beobachten kaum zu denken. Wegen des Calimas hätte auch eine Fahrt hinauf auf den Roque de las Muchachos keinen positiveren Effekt auf die Himmelsqualität gehabt.

Nichts ändert sich jedoch so schnell, wie das Wetter auf La Palma, sodass sich am 3. Tag die erste lohnende Nacht andeutete. Zusammen mit Kai habe ich dann den 20" Dobson von Spacewalk Telescopes aufgebaut und justiert. Der 20-zöller ist ein sehr schöner Dobson, der prinzipiell gut funktioniert. Ein zunächst loser Fangspiegel (es war eine Niete locker) wurde von Kai noch mitten in der Nacht mit Hausmitteln repariert. Ein paar Details würden sich an dem Instrument noch verbessern lassen, aber ich kam auf Anhieb bestens damit klar.

An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass es besonders in der Dämmerung ohne Mückenschutz nicht auszuhalten ist. Also Mückenspray nicht vergessen!

 
Mensch und Maschine - Beobachtungsplattform mit 20" Dobson
 

Nach erfolgreicher Justage beobachteten wir zusammen mit einem anderen netten Gästepaar (Nichtastronomen) und einem weiteren Astrogast erstmal den Jupiter. Das Seeing war leider kurz vor Mitternacht nicht wirklich planetentauglich. Da ich nur 178 cm groß bin, benötigte ich ab einem Winkel von ca. 45° eine kleine Leiter. Das ist der Nachteil großer Dobsons. Belohnt wird man jedoch besonders im Deep-Sky Bereich mit sensationellen Beobachtungserlebnissen. Sehr bequem ist, dass man den Dobson einfach die ganze Zeit, also auch tagsüber, auf der Beobachtungsplattform stehen lassen darf. Schutzhaube drüber, Rotlicht aus, 15m zum Gästehaus gehen, ab ins Bett und Augen zu. Kein lästiges Abbauen und Verstauen, wenn man eigentlich totmüde ist. DAS empfand ich als Riesen-Erleichterung. Bequemer geht's nun wirklich nicht.

Nervig ist allerdings, dass es scheinbar auf jedem Anwesen in der Umgebung mehrere, schlecht gehaltene Hunde zu geben scheint. Diese Biester fangen regelmäßig mitten in der Nacht ab ca. 1.00 Uhr (!) an, stundenlang zu bellen und bald stimmen alle anderen Hunde im Umkreis mit ein. Ich kann nicht verstehen, wie die Besitzer dieses Gekläffe jede Nacht tolerieren können. Wir empfanden dies als extrem störend, vor allem, weil es auf La Palma ansonsten extrem ruhig wäre. Auch tagsüber muss man in den kleinen Dörfern und auch auf den Wanderwegen vor den Hunden auf der Hut sein. Echt nervig.

 
Mein neues Lieblingsokular: Televue 17 mm Ethos mit 100° Gesichtsfeld
 

Mein größter, eigener Dobson hatte bislang einen 12.5" Spiegel und dagegen sind 20" schon eine ganz andere Liga. Ich war teilweise echt überrascht, was damit alles geht. Als meist genutztes Okular hat sich dann schnell das 17mm Ethos von Televue etabliert. Dieses wunderbare Okular nutzte ich am Ende fast ausschließlich. In den darauffolgenden Nächten wurde die Durchsicht immer besser und damit die Objekte für mich als visuellen Wiedereinsteiger immer eindrücklicher. Einfach Wahnsinn, was so ein 50 cm Spiegel unter gutem Himmel offenbart. Insgesamt habe ich ca. 60 verschiedene Deep-Sky Objekte beobachtet. Eine Nacht habe ich dabei nur den Sternbildern Skorpion und Schütze gewidmet.
Athos liegt bereits so weit südlich, dass sogar der riesige Kugelsternhaufen Omega-Centauri (voll aufgelöst), sowie die Galaxie Centaurus-A (deutliches, zentrales Staubband) gut beobachtbar sind. Auch die Antennen- und Sombrerogalaxie sind kein Problem und ebenso eindrücklich. Bei der Objektauswahl habe ich mich absichtlich auf die Highlights des Sommerhimmels festgelegt, weniger auf die Herausforderungen an der Wahrnehmungsgrenze. Wie gesagt, bei mir stand klar das relaxte Genussspechteln auf dem Plan. Hierbei hat mir übrigens der DeepSky-Reiseatlas wertvolle Hilfe geleistet.

Besonders eindrucksvolle Erinnerungen habe ich an M27 (Hantelnebel, deutliche Ohren und etwas Halo), M51 (Spiralarme + Lichtbrücke), M104 Sombrerogalaxie (Staubband), NGC 4565 (die "Nadel"), M64 Black-Eye-Galaxie (mit deutlichem Auge), Lagunennebel M8 (gigantisches Leuchtfeuer) und den Trifidnebel M20 (sehr klare 3-Teilung) sowie natürlich meine beiden persönlichen Premieren, der riesige Kugelsternhaufen Omega Centauri und die Centaurus-A Galaxie. Leider war am Cirrus-Nebel nichts zu machen. Ich habe nicht herausgefunden, warum sich dieser trotz bester Zenit-Sicht nicht zeigen wollte. Zu müde - viel zu hohe Vergrößerung schätze ich. Das 31er Nagler wäre sicher eine gute Idee gewesen...
Ebenso habe ich bei manchen Objekten mangels Beobachtungserfahrung recht lange gesucht, andere waren jedoch problemlos auffindbar.

Am nächsten Tag durfte ich zusammen mit Kai einen Rundgang durch sein Instrumentenlager machen. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt. Alle Instrumente und vor allem das reichhaltige Zubehör sind vom Allerfeinsten. An dieser Stelle wurde richtig geklotzt, nicht gekleckert. Ich erwähne hier nur mal Marken wie Televue, TEC, 10micron, Baader Planetarium, Pentax, Astrophysics, Canon, Sony usw. Für jeden erdenklichen Fall gibt es passende Filter, Adapter, Zubehör - hier wird nichts dem Zufall überlassen. Ich schätze, dass es auf ATHOS das mit Abstand beste und reichhaltigste Angebot an astronomischen Geräten und Zubehör für Gästeastronomen auf ganz La Palma gibt. Der super Service von Kai rundet das Angebot zusätzlich ab.

 

 
Tagesaktivitäten
 

Da mich meine nicht ganz so "astrobegeisterungsfähige" Frau auf dieser Reise begleitete, konnte und wollte ich mich nicht jede Nacht komplett der Astronomie widmen. Also suchten wir uns tagsüber gemütlich erreichbare Ausflugsziele.

Man sollte erwähnen, dass auf La Palma alles länger dauert und jeder Schritt oder jede Autofahrt mühsamer ist, als wir das in Deutschland gewohnt sind. Alles hier kommt einem bergig, steil, unwegsam und irgendwie anstrengend vor. Von Las Tricias aus fuhren wir dann auf verschlungenen, einsamen Sträßchen in Richtung Norden nach Santo Domingo. Es gibt unterwegs auch schöne Abzweigungen in Richtung Atlantik bis fast runter auf Meereshöhe. Auf abenteuerlichen Pfaden kann man teilweise bis hinunter zum Meer steigen. Hier leben einige Aussteiger in kleinen Verschlägen oder Hütten, die in die Felsen eingebaut wurden. Wer Baden will, kann den etwas mühsamen Fußweg (ca. 500 unwegsame Stufen) hinab zum Porto de Puntagorda nehmen und über Leitern direkt ins frische Nass eintauchen.

 
Es gibt auf der Insel viele Aussichtspunkte (Miradors), teil mit astronomischem Motto, bei denen es sich lohnt, Halt zu machen.
 
Mirador in Puntagorda mit genauem Wegweiser zu Polaris inkl. Entfernungsangabe
 
Mirador El Time mit sensationellem Ausblick nach Süden
 
Junger Farntrieb
 
Eines der größeren Exemplare
 
Kleine Kirche in Las Tricias
 
Wanderweg durch einen schier endlosen Kiefernwald
 
Vorgelagerte Insel an der Westküste
 
Typisches Wohnhaus
 
Platz mit alten Bäumen in Los Llanos
 
Die malerische Westküste
 
Der kleine Ort Tarajal direkt am schwarzen Sandstrand
 

Der nächste Strand mit schwarzem Sand (ohne Badeschlappen wegen der enormen Hitze praktisch nicht begehbar!) befindet sich in Tarajal / Tazacorte, unweit von Los Llanos an der Westküste.

Los Llanos ist zudem immer einen Besuch wert. Es ist die größte Stadt auf La Palma und gilt als inoffizielle Haupstadt.

 

 
Verpflegung
 

Bezüglich der kulinarschen Möglichkeiten gab es in der Nähe unseres Wohnortes leider kaum Gelegenheit, ein Restaurant zu besuchen. Es gibt zwar etliche Lokalitäten, aber die allermeisten davon hatten geschlossen. In Puntagorda haben wir nur ein einziges Lokal gefunden, welches tatsächlich geöffnet hatte. Das Speisenangebot war landestypisch. Nichts, was einen wirklich vom Hocker haut, aber schmackhaft und bezahlbar. Meist haben wir uns aber selbst in einem der winzigen Spar-Läden versorgt.

Ich hatte, weil es im Reiseführer als Inselspezialiät angepriesen wurde, Zicklein (Cabrito) mit Soße und in Salzwasser gekochten Schrumpelkartoffeln (Pappas Arrugadas) probiert. Rein geschmacklich war es super, aber das arme Tier wurde offenbar zuvor von einem Lastwagen überfahren und wanderte dann direkt in den Kochtopf - komplett mit allen Sehnen und zerbrochenen Knochen. Kein schöner Anblick auf dem Teller und nur wenig Fleischanteil, dafür viel Fett und Knochen.

Sehr zu empfehlen und bei Einheimischen wie Touristen beliebt, ist ein Besuch des Marktes in der Markthalle von Puntagorda. Hier gibt es tolle kulinarische Köstlichkeiten wie selbstgemachte Mojo-Soßen, Mandelkekse, frische Fruchtsäfte, Backwaren, Käse, Wein, Spirituosen, usw. sowie ein wenig Kunsthandwerk zu kaufen. Alles direkt vom Erzeuger.

 
Weinliebhaber können direkt bei einem der Weingüter edle Tropfen verkosten und verschiedene Flaschenweine direkt vom Erzeuger kaufen. Wir wurden dort sehr freundlich und umfassend beraten.
 

 

 
Wandern
 

Da La Palma als ausgesprochenes Wanderparadies gilt, wollten wir das natürlich auch ausprobieren. Wenn man die oft etwas versteckten Einstiege in die Wanderwege gefunden hat, kann man durch herrliche Kiefernwälder spazieren und sich einer nahezu unberührten Natur erfreuen. Man kommt dann an wild wachsenden Oliven- und Lorbeerbäumen vorbei und überall duftet es nach reiner Natur. Es gibt für jeden sportlichen Anspruch die passenden Wanderwege, bis hinauf zum Roque de los Muchachos auf über 2500m Höhe.

 
Markierter Wanderweg
 
 
Wege fast wie im Hochgebirge
 

 
 
Besuch der Observatorien auf dem Roque de los Muchachos
 

Absolutes Muss für jeden Astro-Interessierten ist ein Besuch eines der Observatorien auf dem Roque de los Muchachos in ca. 2450 m Höhe. Eine rechtzeitige Vor-Anmeldung ist Pflicht und kann z.B. hier vorgenommen werden. ein.

 
Kurvenreiche Anfahrt hoch zum Roque de los Muchachos
 
Wir hatten im Vorfeld einen Samstagstermin erhalten und fanden uns nach einer atemberaubender Strecke (welche übrigens direkt an ATHOS vorbeiführt) pünktlich am Visitors-Center ein. Nach und nach kamen auch noch ca. 20 andere Besucher an. Wir wurden von einem freundlichen Mitarbeiter empfangen und mit der Anmeldeliste abgeglichen. Hier gab es dann auch die letzte Möglichkeit für einen Toilettenbesuch. Dann ging es auch schon los und da die verschiedenem Observatorien recht weit auf dem Roque "verstreut" sind, fuhr jeder mit seinem eigenen Wagen. Ich hätte eigentlich einen kleinen Bus erwartet, aber so war es auch völlig in Ordnung. Der Autocorso fand sich dann nach ein paar Minuten Fahrt auf dem Parklatz bei den beiden Gamma-Strahlen Teleskopen ein.
 

Zuerst wurde alles in spanischer Sprache erklärt, dann das selbe nochmal in sehr verständlichem Englisch. Interessant fand ich, dass ich sogar den spanischen Vortrag ansatzweise verstanden hatte, weil viele astronomische Fachbegriffe in den Erklärungen vorkamen, welche in Englisch oder Deutsch ganz ähnlich ausgesprochen werden. Wir hatten riesiges Glück, dass an diesem Tag an beiden Gamma-Teleskopen gearbeitet wurde. So konnten wir zusehen, wie die riesigen Konstruktionen bei Tag fast lautlos bewegt wurden. Normalerweise kommt das bei Tageslicht gar nicht vor. Natürlich muss das Bedienpersonal peinlich darauf achten, die Spiegel nicht aus Versehen in die Sonne zu richten.

 
 
Eines der beiden Gammateleskope
 
Nach ca. 30 min fuhren wir gemeinsam weiter bergauf zum GTC, dem Gran Teleskopio Canarias. Hierbei handelt es sich um das aktuell weltweit größte Spiegelteleskop mit einem Hauptspiegeldurchmesser von 10.4 m, bestehend aus 36 Einzelspiegeln. Jedes der Spiegelsegmente ist aktiv gelagert, sodass seine Postion immer so angepasst werden kann, dass es sich perfekt in die Gesamtform einfügt. Wenn z.B. das Teleskop seine Höheneinstellung verändert, werden alle Spiegelsegmente entsprechend neu ausgerichtet. Jeder Spiegel wird mindestens 1x pro Jahr ausgebaut und in der hauseigenen Beschichtungsanlage neu bedampft. Jedes der 36 Spiegelelemente hat übrigens einen eigenen Namen! Die regelmäßige Reinigung erfolgt berührungslos mit Trockeneis. Wenn man so dicht vor diesem riesigen Instrument steht und es extra für die Besuchergruppe bewegt wird, bekommt so ziemlich jeder Gänsehaut. Ein tolles Erlebnis!
 
Einfahrt zum GTC
 
Die riesige Kuppel des GTC
 
Das Herzstück des "Gran Telescopio Canarias - GTC", der 10.4m Spiegel
 
Spiegelzelle
 
Im Anschluss an die hochinteressante Führung sind wir dann noch auf den Gipfel vom Roque de los Muchachos hochgefahren, von wo aus man einen sehr beeindruckenden Blick auf die Caldera hat. Leider war das Wetter an diesem Tag recht diesig, was das Gesamterlebnis jedoch nicht schmälerte.
 
 
Panorama mit Blick auf die Observatorien und die Caldera
 
 

 

Tja, eigentlich wollte ich die letzten beiden Nächte dazu nutzen, entgegen meiner ursprünglichen Vorstellung doch noch ein paar Deep-Sky Fotos zu schießen. Kai lud mich hierfür sogar ein, seine voll ausgestattete Privatkuppel nutzen zu dürfen. Da konnte ich dann natürlich nicht nein sagen. Wie es das Schicksal aber so will, bin ich 2 Tage vor Abreise sehr unglücklich auf einer in den Fels gehauenen Treppe gestürzt und habe mir dabei die Schulter sehr kompliziert gebrochen. Die abendliche Fahrt zur "Urgencia" in Los Llanos und anschließend in die Klinik nach Brena Alta gestaltete sich als sehr abenteuerlich, langwierig und äußerst schmerzhaft. An astronomische Aktionen war dannach nicht mehr zu denken. Zwei Tage später war dann "endlich" die Rückreise nach Deutschland. Kai hatte sich während dieser Zeit rührend um uns gekümmert und alles dafür getan, besonders mir die beiden letzten Tage so angenehm wie möglich zu machen.

An dieser Stelle nochmals meinen herzlichen Dank an das ATHOS-Team für die tolle Unterstützung!

 
Unglückliches Ende eines wunderschönen Urlaubs...
 
Einziges und nicht sehr repräsentatives Bild vom Nachthimmel (Skorpion)
 
Startbahn Flughafen La Palma

 


 

Unser persönliches Fazit:

La Palma ist eine faszinierende Insel und hat Ihren ganz eigenen Charakter. Man muss sich allerdings auf sie einlassen und man merkt deutlich, dass gerade der Nordwesten noch sehr ursprünglich und touristisch kaum erschlossen ist. Das ganzjährig milde Klima und die große Anzahl an klaren und vor allem dunklen Nächten, macht La Palma zu einem lohnenden und dabei gut erreichbaren Ziel für Astronomen. Die Zeitverschiebung beträgt nur 1 Stunde.

Ein Astronomie-Urlaub auf La Palma ist auch bedingt "partnertauglich", sofern man das astronomische Treiben in der Nacht nicht übertreibt und entsprechende Tagesaktivitäten mit einplant. La Palma ist keine ausgesprochene Badeinsel, sie ist eher ein Domizil für Naturfreunde, Wanderer und natürlich Freunde des dunklen Nachthimmels. Von einem Familienurlaub mit Kindern würden wir jedoch eher abraten. Da La Palma an vielen Stellen sehr steil und unwegsam ist, sollte man zudem gut zu Fuß und möglichst auch nicht alleine unterwegs sein.

Mit der Buchung eines Astronomieurlaubes lagen wir beim ATHOS-Centro-Astronomico goldrichtig. Die absolut hochwertige Auswahl an astronomischen Leih-Instrumenten und umfangreichem Zubehör dürfte auf La Palma wohl bislang einzigartig sein. Die Infrastruktur ist speziell auf Besucher mit astronomischem Interesse abgestimmt. Kai und seine Frau Liane betreiben ATHOS mit viel Herz und Leidenschaft und setzen alles daran, ihren Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen.

Wir kommen gerne wieder!