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Beobachtungsbericht
Malaysia 05/2004 |
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Mitte
Mai 2004 hatte ich endlich mal die Gelegenheit, den Frühlingshimmel
in Äquatornähe zu bestaunen. Standort war die Insel Langkawi
(Malaysia) welche ca. 500 km nördlich des Äquators liegt.
Hier im tropischen Klima gibt es gar nicht so viele sternenklare
Nächte, dafür kühlt es nie unter 26 Grad ab. Ausgerüstet
war ich (leider nur) mit einem 8x21 Opernglas, ein paar kopierten
Karkoschka-Seiten, einer Taschenlampe, einer Digitalkamera, Mückenspray
und einem Liegestuhl. Als ich um ca. 22:30 Uhr aus dem Lichtdunst
der Hotelanlage auf den relativ dunklen Strand rausging, hatte ich
gleich das "boah"-Gefühl. Die Milchstrasse war sehr
deutlich im Süden zu erkennen. Das Kreuz des Südens und
Centaurus habe ich sofort erkannt. Bei Carina, Vela, Lupus usw.
wurde es schon weitaus schwieriger, weil in dieser Region unheimlich
viele helle Sterne um die Wette strahlen. Am West- und Nordhimmel
habe ich erstmal überhaupt nichts verstanden. Alles scheint
total verdreht, der große Wagen steht Kopf, und der Krebs
lag irgendwie quer. Ich brauchte bestimmt eine halbe Stunde, um
mich dort zurechtzufinden. Eine Sache verwirrte mich zusätzlich:
Normalerweise zeichnet sich der Löwe ziemlich klar ab. Dort
aber scheinen die Sternhelligkeiten sich von den heimischen extrem
zu unterscheiden. Der Löwe ging regelrecht darin unter. Einzige
zweifelsfreie Anhaltspunkte waren Jupiter und Venus. Als ich bei
der Suche von Q4 Neat irgendwo zwischen Jungfrau und Löwe mit
dem 8x21 wenigstens M44 als Orientierungspunkt finden wollte, hatte
ich beide auf einmal im Gesichtsfeld. Rechts oben M44, links unten
Q4 Neat. Leider war kein Schweif zu sehen, dafür aber die Koma
sehr deutlich und etwas exzentrisch vom helleren Kern. Danach habe
ich mal die Digitalkamera draufgehalten, aber im Sucher war nichts
zu erkennen. Zuhause habe ich dann am PC festgestellt, dass ich
ihn doch erwischt hatte. |
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Danach
wollte ich mir mal die Region Centaurus, Crux und Carina vornehmen.
Omega Centauri war schon mit blossem Auge gut zu erkennen. Im 8x21
war der Rand ganz leicht angelöst. Ist schon ein Riesen-Teil
und sehr beeindruckend. Vom Schmuckkästchen im Crux war leider
nicht viel zu erkennen. Da reichte die Vergrösserung nicht
aus. Um so besser war hingegen der Kohlensack zu bestaunen. Wenn
man ungefähr weiß, wo er sich befindet und was einen
erwartet, kann man ihn leicht erkennen, ein entsprechend großes
Gesichtsfeld vorausgesetzt. Es befinden sich nahezu keine Sterne
in diesem Areal. Schon fast unheimlich. Auch mit bloßem Auge
ist der Kohlensack gut zu sehen. Als persönliches Highlight
des Abends habe ich dann noch Eta Carinae und die südlichen
Plejaden bestaunt. Diese waren eindeutig im Opernglas zu erkennen.
Eta Carinae war eindeutig als grossflächiger Nebel zu sehen.
Das 8x21 lies dabei aber nur vage ahnen, was sich in einem größeren
Instrument offenbaren würde. |
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Zum
Schluss habe ich noch den offenen Sternhaufen IC3532 inspiziert.
Dieser war eher nebelig, als aufgelöst. Dafür reichte
die Vergrößerung nicht aus. Für die Digitalkamera
hatte ich leider nur ein sehr klappriges Ministativ und natürlich
keine Nachführung. 15 Sec. Belichtung bei ASA 400
ist da aber eh das Maximum. Bei 35 mm Brennweite verlaufen die Sterne
gerade noch nicht zu stark. Die Auswertung der Milchstrassenfotos
um Eta Carinae steht noch aus. Zum Schluss hat sich noch still und
heimlich der komplette Skorpion (mit Stachel) über den Osthorizont
empor geschoben. Scorpius sieht in seiner vollen Größe
schon sehr ästhetisch aus. |
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Alles
in allem ein wirklich großartiges Erlebnis, bei 26 Grad, Meeresrauschen,
Moskitos und Strandliege, Teile des Südhimmels zu betrachten.
Beim Heimflug schaute ich des Nachts mal zufällig aus dem Bullauge
des Fliegers raus, weil ich kein Auge zu kriegte. Nachdem ich mit
zwei Kissen das restliche Streulicht einigermaßen unterdrückte,
kam ein zweites Mal das "boah!!". In 12.000 m Höhe
konnte man die komplette Milchstrassenregion zwischen Schütze
und Skorpion, einschließlich der dortigen 2-Teilung dermaßen
gut erkennen. Linkerhand lag Sagittarius, rechterhand der komplette
Skorpion, dazwischen das aufgespannte "V" der Milchstrasse.
M7 war mit bloßem Auge klar zu erkennen.
Ich kann nur jedem raten, bei Nachtflügen mal aus dem Fenster
zu schauen!
Viele
Grüße
Rolf |
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