FS2-Steuerung (Goto) von Astro-Electronic, Michael Koch
 


Die FS2 von Astro-Electronic ist eine professionelle Steuerung für parallaktische Montierungen im höheren Preissegment.

Warum benötige ich überhaupt eine alternative Steuerung?
Meine Montierung läuft doch bereits....?

Diese Frage habe ich mir auch lange gestellt, bis ich mit der Astro-Fotografie angefangen habe. Ausgehend von meiner ehemaligen EQ-6 Montierung wurde mir schnell klar, dass diese für die Langzeitfotografie nur bedingt geeignet war. Zum einen lag dies an der ungenauen Nachführung an sich, zum anderen an der mangelnden Funktionalität der Originalsteuerung. Weder langsame Korrekturgeschwindigkeiten unter 2x, noch PEC (Periodic Error Correction) werden unterstützt. Auch sucht man an der Standard-EQ6 vergeblich einen Autoguidereingang. Von Goto ganz zu schweigen. Auch Mikroschrittsteuerung für einen ruhigen Motorenlauf gibt es hier nicht.

Als ich mir die Takahashi EM-200 Montierung zugelegt hatte, verzichtete ich dabei bewusst auf das optional angebotene Goto. Das original Takahashi Goto der Temma2 Steuerung funktioniert leider nur mit angeschlossenem PC.

Goto bedeutet in diesem Zusammenhang, dass gespeicherte Objekte von der Montierung automatisch angefahren werden. Die Montierung muss hierfür möglichst genau eingenordet werden und einmalig pro Beobachtunssession auf einen beliebigen Referenzstern initialisiert werden (Alignment).

Nach längeren Vergleichen der allgemein angebotenen Steuerungen entschied ich mich für die FS2 von Michel Koch. Die FS2 ersetzt dabei die komplette Steuerung der Originalmontierung samt Handbox. Die Motoren können jedoch noch weiterverwendet werden.

Die FS2 besteht aus der eigentlichen Motorsteuerung und einer Handbox mit LED-Display.

FS2 Steuerung im stabilen Alu-Gehäuse und diversen Anschlüssen. Das Motorenkabel geht von der Rückseite ab (2x Sub-D 9-pol). Es ist in meinem Fall ein Y-Kabel, welches am anderen Ende nur eine einzige 15-pol Sub-D Buchse hat.


Handbox mit LED Display. Es sind die 4 Richtungstasten, sowie die seitliche "Shift"-Taste zu erkennen.
Das Display zeigt im normalen Betieb die aktuellen Koordinaten an. Auch werden sämtliche Menüeinstellungen über dieses 2-zeilige Display vorgenommen.

Anschlussplatte an der Montierung mit Stecker für das Motorenkabel. Diese Platte (Selbstbau) ersetzt die Original-Takahashi Steuerung.
 

 

Um das Handling der Steuerung zu vereinfachen, habe ich einige Veränderungen bezüglich der Anschlüsse vorgenommen. Die originalen Spannungsversorgungsleitungen habe ich gegen eine Hohlsteckerbuchse (2.1 mm) getauscht. Ebenso habe ich den Ein- Aus Schalter auf die Frontseite montiert. Als Betriebsanzeige wurde eine 3 mm LED neben dem Hauptschalter zusätzlich eingebaut.

Sämtliche Bedienelemente und Stecker befinden sich jetzt auf einer Seite. Nur die Anschlüsse für die Motorkabel verbleiben auf der Rückseite.

1) 3 mm LED (rot) zur Betriebsanzeige (nachträglich eingebaut)
2) Ein- Aus Schalter (war vorher auf der Rückseite)
3a) Autoguiderbuchse RJ12
3b) Autoguiderbuchse (SUB-D 15-pol / 2-reihig)
4) RS232-Anschluss (serielle Schnittstelle zum PC / SUB-D 9-pol))
5) Anschlus für die Handbox (SUB-D 15pol 3-reihig)
6) Anschluss für 2 Encoder (RJ45 8-pol)
7) Buchse (Hohlstecker 2.1 mm) für 12-30V Spannungsversorgung
8) Vixen-GP-Schiene zur schnellen Befestigung an meiner Säule (nachträglich angebaut)


 

Mit der Prismenschiene kann die FS2 nun leicht und sicher an meiner Säule befestigt werden.


Allgemein lässt sich zur FS2 sagen, dass es sich um eine sehr ausgereifte und solide Steuerung handelt. Die Bedienung ist intuitiv und die Menüführung logisch und sehr durchdacht aufgebaut. Das Handbuch ist hervorragend und auf der Internetseite von Michael Koch astro-electronic.de gibt es jede erdenkliche Information rund um das Thema Montierungssteuerung mit der FS2.

An dieser Stelle möchte ich besonders den hervorragenden Support von Michael Koch erwähnen.
Gerade für die Takahashi-Motoren gab es keine verlässlichen Motorparameter. Wir mussten diese gemeinsam empirisch ermitteln und die Maximalströme der Motoren so lange erhöhen, bis die Montierung in allen Bereichen sauber und rund lief. Es musste auf der anderen Seite darauf geachtet werden, dass die Motoren nicht zu heiß wurden.


 

Mikroschritt

Was ist das?

Die meisten Montierungen werden von sogenannten Schrittmotoren angetrieben. Diese Motoren können von einer Elektronik auf verschiedene Art und Weise angesteuert werden. Billige Steuerungen werden meist im Vollschritt betrieben. Das heißt, die Motoren drehen sich ruckweise immer ein kleines Stück weiter. Die Bewegung ist dann pro Schritt sehr abgehackt und gleicht dem Gangbild eines Sekundenzeigers. Diese harte Ansteuerung kann Vibrationen auf die Montierung und das Teleskop übertragen, welche sich dann in höher vergrößernden Okularen als sehr unangenehmes Zittern bemerkbar machen.

Höherwertige Teleskopsteuerungen stellen den Motoren "sanft" ansteigende Ströme zur Verfügung. Die Wicklungen bekommen nahezu sinusförmigen Strom. Die Motorwelle wird also nicht hart von Schritt zu Schritt ruckartig bewegt, sondern sanft, rund und ruckfrei gedreht. Die Laufruhe, besonders bei der normalen Nachführgeschwindigkeit, steigert sich enorm.

 

 
Die originale Takahashi-Steuerung stellt bereits Mikroschritt zur Verfügung. Allerdings ist die Auflösung der Sinuskurve nicht ganz glatt, sondern schwillt in 8 treppenförmigen Stufen an. Die zugrunde liegende Sinusform ist aber deutlich zu erkennen.
 
Hier ist der Stromverlauf einer Motorenwicklung mit einer FS2-Steuerung zu erkennen. Die Sinusform ist unverkennbar und auch der Anstieg ist ohne Treppenstufen sehr glatt. Dies garantiert einen ruhigen Motorenlauf bei normaler Nachführgeschwindigkeit.
 
Bei schneller Goto-Geschwindigkeit verzerren sich allerdings die Stromkurven deutlich. Bei dieser Geschwindigkeit wird aber im allgemeinen sowieso nicht beobachtet.

 

Technische Daten der FS2 (Auszug):

- 64 Mikroschritte pro Vollschritt
- Goto mit vielen sinnvollen Objekten (Messier, NGC, IC, Planeten, freie Koordinaten)
- 168 helle Sterne als Referenzobjeke ( für Initialisierung des Goto)
- 5 frei programmierbare Geschwindigkeiten (ab 0.1-fache Nachführgeschwindigkeit)
- LED Display 2-zeilig, 20 Helligkeitsstufen (mit Taschenlampenfunktion !)
- in weiten Grenzen einstellbare Motorparameter
- PEC (Ausgleich des periodischen Schneckenfehlers)
- Ausgleich des Getriebespiels (Backlash)
- Autoguiderschnittstelle
- Vertausch der Richtungstasten
- Timerfunktion
- uvm.

www.astro-electronic.de

 

 

Fazit:

Die FS2 ist eine hervorragende Goto-Steuerung für parallaktische Montierungen, die in meinen Augen keine Wünsche offen lässt.
Der Support von Michael Koch ist hervorragend. Er steht gerne mit Rat und Tat zu Seite, falls es beim Einbau oder beim Einstellen der Motorparameter Schwierigkeiten gibt. Die Elektronik ist sehr solide und robust aufgebaut. Die Funktionalität ist tadellos.

Durch ein reichhaltiges Zubehör kann die FS2 an fast jede Montierung problemlos angeschlossen werden. Ein Teil, das echt Freude macht.

Sehr empfehlenswert!