TMB 115/805 (Apochromatischer Refraktor)
 


TMB steht für Thomas M. Back, Gründer und Eigentümer der Fa. TMB Optical.

In Astronomiekreisen ist diese Marke wohl bekannt und es geht fast schon ein Mythos von diesen Teleskopen aus. Die von Thomas Back gerechneten Optiken werden vom russischen Hersteller LZOS produziert.

Ich jedoch wollte es wie immer genau wissen, und konnte nicht widerstehen, mir solch einen edlen apochromatischen Refraktor (kurz Apo) zu zulegen.
Lange Zeit konnte ich es mir nicht so richtig erklären, was denn an einem sündhaft teuren Linsenteleskop mit so kleiner Öffnung so besonderes sein soll. Vergleicht man die reine Öffnung des 4,5" TMB (115mm) mit meinem 12" Dobson (305mm) mutet dieser Refraktor eher wie ein Spielzeug, denn ein richtiges Teleskop an.
Sternfreunde dagegen berichten in blumigen Worten über "refraktormäßige Sternabbildungen". Bislang konnte ich mir darunter nicht wirklich etwas vorstellen.

Der erste Blick unter recht guten Bedingungen auf h/chi Per (berühmter Doppelsternhaufen im Perseus) öffnete mir jedoch schlagartig die Augen: Ich muss gestehen, dass ich diese Sternhaufen zwar schon oft mit den verschiedensten Geräten betrachtet hatte, der Anblick im TMB-Apo verschlug mir jedoch die Sprache.
Ich durfte jetzt definitiv erfahren, was "nadelfeine Pünktchen auf Samt" bedeuten.

Es gibt doch einige Objekte, deren wahrer Charakter nur in einem kurzbrennweitigen, hochwertigen Refraktor richtig zur Geltung kommen. h/chi gehören zweifelsohne mit dazu.

Am Mond erscheint die Abbildung, verglichen mit dem Intes M715 Mak, härter und kontrastreicher.
Eine Planetenbeobachtung steht noch aus.
Auf der anderen Seite hat eine Öffnung von nur 115mm klare Grenzen im Deep-Sky Bereich. Dieser Refraktor ist daher eher für Richfield-Beobachtungen geeignet.

Rein handwerklich betrachtet gibt es an dem TMB-Refraktor absolut nichts zu bemängeln. Der Tubus ist aus Krüpax, einem Material welches aus phenolharzgetränkten und verpressten Papierbahnen besteht. Dieses Hartpapier ist sehr leicht, stabil und hat nahezu keine Längenausdehnungsänderung bei Temperaturdifferenzen. Die Lackierung ist absolut tadellos, vollkommen glatt und in cremeweiß gehalten. Die schwarz eloxierten Aluminiumdrehteile passen dazu perfekt ins Bild.
Die Taukappe ist innen mit schwarzem Velour ausgelegt und drei Blenden im Tubus unterdrücken dabei noch wirksam eventuelles Streulicht.
Das ganze Teleskop sieht dabei sehr edel und wertig aus. Ein echtes Sahnestückchen!

 


 


Objektiv

Apochromatisches Objektiv D=115mm bei f/7
Brennweite: 805mm


Okularauszug

Ein Feathertouch Okularauszug ist bei solch einem edlen Gerät schon fast Pflicht (und auch Standard). Die Fokussierung ist mit einer 10:1 Untersetzung ausgestattet und hat keinerlei Spiel. Um auch einen 2"-Zenitspiegel samt Bino und Okularen noch sicher klemmen zu können, habe ich eine der Original-Rändelschrauben durch einen verstellbaren Hebel der
Fa. Kipp ausgetauscht. Dazu muss nur das amerikanische Gewinde auf M4 umgeschnitten werden.
Durch diese Maßnahme kann man die Klemmung nun wesentlich fester und sicherer anziehen. Der Hebel kann dabei durch Anheben und Verdrehen in jede beliebige Stellung
positioniert werden. Somit wird eine eventuelle Kollision mit dem Zenitprisma vermeiden.


 

 

Sucher, Finder und Co.

Auf der originalen, abnehmbaren Sucherhalterung war noch links und rechts genügend Platz um meinen Peillaser sowie den Baader Skysurfer III zusätzlich mit unterzubringen. Eine Basis für den Rigel Quickfinder hatte auf dem Tubus auch noch Platz.

Alle Sucher haben das selbe Quick-Release System vom Intes M715 Mak und können so beliebig untereinander getauscht werden. Das ist ganz praktisch, weil somit alle Sucher überall auf alle Teleskope passen.


Handgriff

Tja, der TMB Refraktor war für mich Hobby-Tuner schon fast ein wenig langweilig, weil ich auch nach intensiver Suche fast keinen Verbesserungsbedarf entdecken konnte. Das einzige, was ich daran tunen konnte, war die obligatorische Anbringung eines Edelstahlgriffes auf den Rohrschellen.

 
Der Baumarkt-Edelstahlgriff wird einfach mit zwei M4-Senkschrauben auf die Rohrschellen montiert. Die Schraubenköpfe müssen natürlich gut versenkt werden, um den Tubus nicht zu verkratzen. Das Handling des Teleskops wird durch den Tragegriff wesentlich sicherer.

 
Auf das Bild klicken für Animation

Fokussierrohr

Der Leichtbautubus des TMB hat noch ein geniales Feature eingebaut:
Das verschiebbare Fokussier-Rohr.
Am Ende des Tubus kann durch Lösen einer Klemmschraube das Fokussier-Rohr um ca. 120mm ein- und ausgefahren werden. Damit ist es problemlos möglich, mit jedem erdenklichen Zubehör in den Fokus zu kommen.
Das eine Extrem ist die Verwendung eines Binokularansatzes mit 2" Zenitspiegel ohne Glaswegkorrektor. (siehe Bild)
Das andere Extrem ist die geradsichtige Verwendung mit nur einem Okular (ohne Zenitprisma)

Um das Packmaß möglichst niedrig zu halten, kann die Taukappe komplett eingefahren werden.
Hier eine kleine Animation zum Verschiebemechanismus Fokussierrohr / Taukappe


 

Selbstbau-Sonnenfilter

Gerade ein Refraktor ist besonders gut für die Sonnenbeobachtung geeignet. Der Sonnenfilter-Eigenbau besteht im Wesentlichen aus einem Objektivdeckel und einem Stück "Sanitär-Zubehör-Adapterstück" aus dem Baumarkt, welches zufällig genau auf den Außendurchmesser der Taukappe passte. Der eigentliche Filter besteht aus der bekannten Baader-Sonnenfilterfolie (Weißlichtflter). Damit der Filter nicht versehentlich herunterfallen kann, wird dieser noch zusätzlich mit einem Gummiband gesichert.


 

Transportkoffer

Diesen Transportkoffer habe ich aus 8mm Sperrholz selbst zusammengeleimt.
Erstaunlich dabei ist, dass dieser Koffer eigentlich für den Vorgängerrefraktor mit nur 600mm Brennweite gebaut wurde. Daran wird deutlich, wie kurz der TMB zusammengeschoben werden kann. Die Schaumstoff-Inlays kann man sich millimetergenau bei Fa. Balzer zuschneiden lassen. Der Schaumstoff kann gut mit Sprühkleber (quasi Pattex aus der Dose) befestigt werden.


 

Optik:
Durchmesser: 115mm / 4.5"
Brennweite: 805mm
Brennweitenverhältnis: f/7
p.t.v: 0.182 λ
RMS: 0.030 λ
Strehl: 0.965

Tubus:
Konstruktion: Leichtbautubus

Material: Krüpax (phenolharzgetränkte Papierbahnen)
Kürzeste Länge: 600mm
Gewicht (ohne Zenitspiegel): 6.6 kg