8" Hofheim Instruments Reisedobson
 


Das geniale Reiseteleskop der Fa. Hofheim Instruments ist eines der wenigen Teleskope am kommerziellen Markt, welches schon ab Werk fast zu 100% perfekt ist. Natürlich habe ich auch hier einige Kleinigkeiten gefunden, wie man diesen wunderschön verarbeiteten und perfekt funktionierenden 8-Zöller noch ein bisschen besser machen kann.
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Das Hofheim Dobson in Zahlen:

Transportmaß der Holzbox (ohne Griff): 32 x 32 x 20 cm
Gesamtgewicht: ca. 8 kg

Hauptspiegel: 8" BK7 (203 mm) , f=800 mm f/4
Fangspiegel: 50 mm kleine Achse
Okularauszug: 2" Aluminium Helikalauszug mit 28 mm Verstellweg

Die verwendeten Optiken sind von hervorragender Qualität. Sogar mit diesem f/4-System konnte ich erstaunlich gute Ergebnisse an Jupiter und Saturn vermerken, obwohl ein extrem "schneller" Newton dafür nicht gerade prädestiniert erscheint. Erst kürzlich habe ich sogar den Uranus damit beobachtet und als grünlich-bläuliches Scheibchen identifiziert.
Dagegen muss sich manch anderes Teleskop ziemlich anstrengen. Prinzipiell ist dieser Dobson aber für die Deep-Sky Beobachtung auf Reisen konzipiert.

Das Schwingungsverhalten des filigranen Aufbaus ist absolut vorbildlich. Man kann es gar nicht glauben, aber es schwingt absolut nichts. Kein Wackeln, kein Zittern, einfach perfekt. Da kommt wirklich Freude auf.

Als Zubehör empfehle ich:

  • mindestens 1x Friktionssystem (besser gleich 2x)
  • Streulichthülle
  • Gegenlichtblende (Selbstbau)
  • 1 1/4" Reduzierstück für OAZ
  • je nach Zubehör: Gegengewichte
  • Transportrucksack (kann ich günstig besorgen)

Idealerweise sollten möglichst parfokale Okulare einer Baureihe verwendet werden. Wenn die Fokuslage der verwendeten Okulare relativ weit auseinanderliegt, kann das Fokussieren am Helikal-OAZ schnell in Arbeit ausarten. Pro Umdrehung macht der OAZ etwa 3.2 mm Weg. Bei einem f/4 System ist es aber sehr hilfreich, wenn die Fokussierung sehr feinfühlig möglich ist.
Bei kurzbrennweitigen Okularen geschieht die Fokussierung innerhalb einer
1/8 - 1/16 Umdrehung.

Ein f/4 System ist bezüglich der Okulare natürlich besonders anspruchsvoll. Ich empfehle daher die TeleVue Panoptik und Nagler Reihe. Diese sind auch hinreichend parfokal und nahezu randscharf. Sie passen einfach perfekt zum Reisedobson.
Von der optionalen Verwendung von 2" Okularen halte ich persönlich nicht viel, da das 24mm 1 1/4" Panoptik bereits 6 mm AP liefert. Das wahre Gesichtsfeld liegt dabei mit 33-facher Vergrößerung bei 2°.

Die mir bekannten 2" Okulare, welche zudem f/4 tauglich sind, wären allesamt viel zu schwer.

Ich verwende mit sehr guten Ergebnissen am Hofheim Reisedobson:
24 mm Panoptik, 13 mm Nagler, 9 mm Nagler und 5 mm Nagler. Zudem kommt noch eine 3-fach Barlow-Linse zum Einsatz.

Dem angebotenen Komakorrektor konnte ich bei der visuellen Verwendung von TeleVue Okularen keinen gewinnbringenden Nutzen abgewinnen. Trotz einiger Tests waren keine signifikanten Verbesserungen der Randabbildung festzustellen.
Bei Okularen, welche definitiv nicht für f/4-Systeme geeignet sind, konnte der Koma-Korrektor auch keine Verbesserung erzielen.

Ein Sternfreund machte jedoch mit dem TeleVue Paracorr recht gute Erfahrungen. Dieser bringt jedoch wegen seines nicht unerheblichen Eigengewichts das Gleichgewicht des filigranen Hofheim-Dobsons arg ins Wanken.


Nachfolgend habe ich den relativ einfachen und vor allem werkzeuglosen Aufbau des Gerätes schrittweise dokumentiert. Ich habe einmal die Zeit gestoppt und habe für den kompletten Aufbau etwas über 6 Min. benötigt.
Die Justierung geht am besten mit einem Justierokular. Laserkolli und Cheshire sind für die HS-Justage nicht so gut geeignet.

 


Ein Transportrucksack ist beim ansonsten reichhaltigen Zubehör des Hofheim-Dobsons leider nicht enthalten. Aus diesem Grund habe ich sehr lange gesucht und bin auf nebenstehendes Modell gestoßen. Die maximalen Transportmaße der Holzbox sind 32 x 32 x 20 cm. Dieses Maß ist kein Zufall, sondern vom Hersteller so gewählt, dass es als Handgepäck bei nahezu jeder Fluglinie mitgenommen und in der Passagierkabine leicht verstaut werden kann.

Rechts im Bild ist die Holzbox zu sehen, in der das komplette Teleskop für den Transport untergebracht ist. Im Betrieb übernimmt es die Funktion der Bodenplatte für die Rockerbox.

Links im Bild das "Innenleben", bestehend aus Rockerbox (man beachte die Originalsignatur von Mr. John Dobson!!), Spiegelbox mit Höhenrädern und den achteckigen Hut.

Die weißen Aufkleber erleichtern die Orientierung der Teile beim Zusammenbau. Die 4 Möbelgleiter an der rechten Holzbox habe ich nachträglich angebracht, damit das schön lackierte Holz beim Abstellen auf dem Boden keinen Schaden nimmt.


 

Hier ist allerlei Zubehör zu erkennen, welches komplett im Hut verstaut war.

  • 2 x Friktionssystem (Federn erhöhen die Reibung in den Teflonlagern der Höhenräder)
  • 2" Filterschieber (Selbstbau)
  • Baader-Skysurfer LED-Peilsucher
  • Reduzierhülse 2" auf 1 1/4"
  • 2 x Wasserfläschchen mit Klettband als Gegengewichte
  • Streulichthülle (Selbstbau)
  • Blendschutz (Selbstbau, noch zusammengerollt im Hut)

 

Nachdem die Spiegelbox aus der Rockerbox gehoben wird, verbirgt sich darunter noch weiteres Montagematerial:

  • 3 x Standfüße
  • 3 x runde Teflonpads für die AZ-Lagerung
  • 8 x Zollstöcke (hieraus wird das unglaublich stabile Gittergerüst gebaut)
  • 1 x Lagerzapfen

 
 
Alle Einzelteile im Überblick.

 

Zuerst werden die 3 Füße mittels Rändelschrauben an den Unterbau geschraubt. Unter die Holzfüsse habe ich noch zusätzlich ganz dünne Gummistücke geklebt, damit die Box noch sicherer steht.
Die Teflonpads werden einfach mit den angeschraubten Stiften in drei Bohrungen gesteckt. Die Original Holzstifte habe ich allerdings durch viel stabilere Sechskantbolzen aus Stahl ersetzt.


 
Als nächstes wird die Rockerbox aufgesetzt und mit dem Lagerbolzen als Drehachse gesichert.

 
Die beiden Höhenräder werden auf einer Seite gelöst, um 45° nach oben geschwenkt und mit den Rändelschrauben wieder befestigt. Für den Transport werden sie einfach wieder flach zurückmontiert.

 
Die Spiegelbox wird dann mit den Höhenrädern in die Rockerbox gesetzt. Die Friktionssysteme links und rechts geben den Höhenrädern mehr Anpressdruck, damit das Dobson bei schweren Okularen nicht so leicht aus der Balance gerät, sprich nach unten abkippt.

 
Nun wird das eigentlich Genialste am ganzen Hofheim Dobson montiert: Die Gitterkonstruktion aus modifizierten Zollstöcken. Es werden hierbei sehr hochwertige Zollstöcke verwendet, die überhaupt kein Spiel in den Gelenken aufweisen. Durch die Statik-Konstruktion aus vier Dreiecken ist das Reise-Dobson absolut stabil und verwindungssteif. Man will es nicht glauben, wenn man dies das erste Mal sieht, aber es ist wirklich so.

 

Genauso genial wie einfach ist die Befestigung der Zollstöcke am Hut und in gleicher Weise unten in der Rockerbox. Die Holzzapfen im Hut greifen in die Bohrungen der Stäbe. Dadurch wird jeder Stab genau in seiner Position gehalten. Ein einfacher Alu-Riegel fixiert die Stäbe.
Das geht natürlich ruck zuck. Sehr schön ist auch die handwerkliche Meisterleistung bei der Hutkonstruktion zu sehen. Gemessen an dem dünnen Holz ist der Hut extrem leicht aber stabil.


 

Hier ist der bildschöne 2" Helikal-OAZ zu erkennen. Die Reduzierhülse habe ich ringsum mit Bohrungen versehen, um Gewicht zu sparen. Das Originalfett im OAZ-Gewinde war mir persönlich etwas zu schwergängig. Ich habe es restlos entfernt und nach vielen Fehlversuchen handelsüblichem Labello ausprobiert.

Fazit:
Die "Labello"-Schmierung funktioniert sehr leicht und feingängig, ohne dabei zu viel Spiel ins Gewinde zu bekommen. Schöner Nebeneffekt: Beim Fokussieren riecht es vergleichsweise angenehm. Sollte am Urlaubsort einmal Sand oder sonstiger Schmutz das OAZ-Gewinde lahmlegen, kann es einfach gereinigt und mit dem Lippenbalsam nachgefettet werden.


 
Nachdem die Rockerbox und der Hut mit den 8 Stangen verbunden wurden, ist das Reisedobson nun schon fast einsatzfähig.

 
Als Peilsucher verwende ich den Baader-Skysurfer III. Der ist schön leicht und funktioniert tadellos.

Am Schluss wird nur noch der Blendschutz mittels Klettbändern am Hut befestigt, die Streulichthülle über die Gitterstäbe gestülpt und schon ist das Teleskop einsatzbereit.

 
 
Für die Beobachtung der Sonne im Weißlicht bietet Hofheim Instruments einen filigranen Sonnenfilter mit Baader Sonnenfilterfolie an. Dieser Filter wird einfach auf den Hut oben drauf gesetzt und mittels Gummibändern fixiert. Montagezeit 30 Sec.
 
 
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