Kürzen von Teleskoptuben
 


Manchmal ist es notwendig, einen Refraktortubus zu kürzen um z.B. mit okularseitigem Zubehör noch in den Fokus zu kommen. Besonders bei der Verwendung von Binokularansätzen ohne Glaswegkorrektor bietet sich das Einkürzen an.

Am Beispiel meines 120 / 600 FH-Refraktors habe ich nachfolgend eine bebilderte
Schritt - für -Schritt Anleitung erstellt.
Das gezeigte Tubusstück ist nur das Anschauungsobjekt. In Wirklichkeit war der Refraktortubus natürlich viel länger.

Ich rate an dieser Stelle dringend davon ab, den Tubus mit einer Flex oder gar Kreissäge abtrennen zu wollen. Auch die Verwendung einer Drehbank scheidet aus, weil sich der Tubus beim Einspannen in das Backenfutter einer Drehbank dreieckig verzieht. Bei zu losem Einspannen wiederum kann das Rohr leicht aus dem Spannfutter herausgezogen werden und dabei irreparabel zerstört werden.

Bei dem nachfolgend dargestellten Verfahren benötigt man nur ein Anreißwerkzeug, einen Schraubstock mit geeigneter Auflage, eine feine Metallsäge und einen Bogen feines Schleifpapier.

Diese Methode eignet sich für alle Größen und Materialien. Auf diese Weise habe ich auch meinen Sono-Tube 12.5" Newtontubus geteilt.


 

Schritt 1)
Zuerst müssen die Objektivfassung sowie der komplette Okularauszug vom Tubus entfernt werden.
Der OAZ war bei meinem Refraktor mit drei Schräubchen montiert und die Objektivfassung war direkt auf den Tubus aufgeschraubt. Um die Objektivfassung herunterzuschrauben, muss eventuell leichte Gewalt angewendet werden. Am besten geht dies zu Zweit.
 

Schritt 2)

Um die spätere Schnittkante zu markieren, wird mit einem scharfen Gegenstand eine exakte und umlaufende Linie in den Lack des Tubus eingeritzt.
Ich mache das immer mit einem scharfen Anreißzirkel. Je tiefer und genauer die Schnittlinie eingeritzt wird, desto einfacher lässt sich das Abtrennen bewerkstelligen. Beim Anreißen darf sich der Zirkel nicht bewegen. Es wird nur der Tubus langsam an der scharfen Spitze vorbeibewegt.


 

 

Schritt 3)

Etwas problematisch gestaltet sich das Fixieren des Tubus während des Absägens. Meistens sind die Matierialwandstärken des Tubus so dünn, dass man diesen nicht direkt einspannen kann. Mit der Verwendung eines Alu-Profils oder eines Holzstückes als Auflage kann man sich aber ganz gut behelfen. Es reicht dabei aus, den Tubus mit der Hand kräftig gegen die Auflage zu drücken.

Beim Sägen ist es wichtig, zunächst nur die Ritzkante umlaufend zu vertiefen. Das Material wird im ersten Schritt an keiner Stelle ganz durchgesägt, da man sonst Gefahr läuft, eine krumme Schnittkante zu erhalten. Erst wenn die Ritzkante komplett angesägt ist, darf vorsichtig durchgesägt werden. Der Tubus wird hierbei immer ein kleines Stück weitergedreht, damit die Säge nicht zu weit ins Material eintaucht.
WICHTIG: Immer nur so weit sägen, bis das Sägeblatt an dieser Stelle gerade durch ist, dann weiterdrehen und die nächste Stelle durchtrennen.

Auf diese Weise erhält man eine sehr saubere, rechtwinklige Schnittkante ohne Macken.


Schritt 4)
 
 

Die Schnittkante wird mit einem ausreichend großen Bogen feinem Schleifpapier behandelt. Das Schleifpapier soll dabei glatt auf einem Tisch aufliegen. Der Tubus wird dabei mit der Schnittkante möglichst gleichmäßig unter Drehbewegungen und ein wenig Druck auf das Schleifpapier hin- und herbewegt.
Zum Schluss noch die Kanten leicht abrunden und danach den Tubus gut ausspülen, damit keine Späne oder Schleifstaub auf die optischen Flächen gelangen können.

Eventuell bietet sich noch eine Innenauskleidung mit Velourfolie an um Reflexe zu unterdrücken.

 


Schritt 5)

Bei der Wiedermontage von Okularauszug und Objektivfassung muss der Refraktor neu justiert werden. Dabei soll die optische Achse möglichst mittig durch das Objektiv laufen. Speziell beim Aufdrehen des Objektivs muss darauf geachtet werden, dass das Gewinde nicht versehentlich schräg angesetzt wird.

Justageanleitungen für Refraktoren gibt es im Internet.