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Digitale
Astrofotografie |
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Das bildhafte
Festhalten des Augenblicks ist seit jeher der Wunschtraum vieler
Menschen.
Bei der Fotografie astronomischer Objekte ist das Festhalten auf
chemischem Film oder CCD-Chips mehr nur als Mittel zum Zweck.
Viele Objekte am Nachthimmel offenbaren ihre eigentlichen Farben
und Strukturen erst auf lang belichteten Aufnahmen.
Das menschliche Auge ist nur in sehr begrenztem Umfang fähig,
Licht zu sammeln. Es kann prinzipiell nur den momentanen Lichtstrom
erfassen.
Anders ein chemischer Film oder ein CCD-Chip: Diese können
Photonen über eine lange Belichtungszeit "ansammeln",
ähnlich, wie wenn man ein Glas langsam mit Wasser füllen
würde. Das einfallende, sehr schwache Licht, kann also über
die Zeit gespeichert bzw. aufsummiert werden.
- Astrofotografie
kann Frust und Freude zugleich sein
- Astrofotografie kann faszinierend
aber auch desillusionierend sein
- Astrofotografie ist vom Prinzip her recht simpel,
im Detail jedoch beliebig schwierig
- Astrofotografie vereint sehr viele wissenschaftliche
Disziplinen
- Astrofotografie verlangt Geduld, Wissen und
Disziplin
- Astrofotografie lebt von der Bild-Nachbearbeitung
am Rechner (EBV)
Im Prinzip
kann ich wegen der Komplexität nur einen ganz kleinen Einblick
in dieses wirklich sehr umfangreiche Thema geben. Für Details
stehen viele Abhandlungen im Internet und in Form von Fachbüchern
zur Verfügung.
Besonders kann ich das Buch von Stefan Seip "Astrofotografie
digital" (Kosmos) und "Photoshop Astronomy"
von R. Scott Ireland empfehlen.
Sehr hilfreich ist auch folgende Homepage:
http://astrofotografie.hohmann-edv.de/grundlagen/ von Klaus
Hohmann
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Kann
ich Astrofotografie mit jeder Kamera betreiben?
Das kommt, wie fast immer
im Leben, ganz darauf an, was man machen will.
Ganz grob könnte
man folgende Objektklassen unterscheiden:
- Mond und Sonne
- Planeten (z.B. Mars, Saturn, Jupiter)
- großflächige Deep-Sky Objekte (Nordamerikanebel, Plejaden,
Sternbilder, Milchstraße)
- helle, relativ große Deep-Sky Objekte (großer Orionnebel,
Hantelnebel, M81+M82)
- kleine, lichtschwache Deep-Sky Objekte
(Ringnebel, Kugelsternhaufen, Galaxien)
Folgende Aufnahmekameras kommen in Frage:
- analoge Spiegelreflexkamera
- digitale
Kompaktkamera
- digitale Spiegelreflexkamera
- Web-Cam
- Firewire Industriekameras
- Videokamera
- Astro CCD-Kameras
(teilweise gekühlt)
Oberster
Grundsatz:
Legen Sie höchsten Wert auf eine möglichst exakte Fokussierung
Sie
werden merken, dass dies zugleich einer der schwierigsten Punkte
bei der Astrofotografie ist.
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Mond-
und Sonnenfotografie:
Dies ist die leichteste Disziplin und ideal für den Einstieg,
da Sonne (nur mit Filter!) und Mond mit 30 Bogenminuten relativ
groß erscheinen und vor allem relativ viel Licht und Kontrast
mitbringen.
Hierfür ist fast jede handelsübliche Digital-Kompaktkamera
geeignet. Im Prinzip muss man "nur" das Bild im Okular
abfotografieren.
Ideal ist es, wenn bei der Kamera Blende und Belichtungszeit manuell
einstellbar sind. Dies ist aber keine Bedingung aber eine erhebliche
Erleichterung.
Ansonsten ist es die größte Herausforderung, den korrekten
Kamerafokus zu finden. Der Autofokus wird meistens scheitern,
wenn man nicht genau den Mondterminator als Kontrast verwenden
kann. Darum empfiehlt es sich, die Kamera wenn möglich manuell
auf unendlich zu stellen. Selbstverständlich muss auch das
Bild im Okular bereits perfekt fokussiert sein.
Sehr hilfreich ist
es, wenn man die Kompaktkamera am Okularauszug so befestigen kann,
dass sich die Kameralinse und die Okularlinse fast berühren.
Je näher die Kamera an das Okular herangeführt werden
kann, desto weniger wird das Bild vignettiert.
VORSICHT: Bitte darauf achten, dass sich die
Linsen nicht berühren!
Zur Not hält man
die Kamera einfach per Hand ans Okular und macht mindestens 100
Aufnahmen bei verschiedenen Belichtungszeiten. Die Chance, dass
ein scharfes und richtig belichtetes Foto dabei ist, steigt mit
der Anzahl der Versuche.
Wenn man die Möglichkeit
hat, die Kamera an das Teleskop zu adaptieren, hilft ein Fernauslöser,
Erschütterungen vor und während der Aufnahme zu vermeiden.
Ein parallaktisch nach geführtes Teleskop ist übrigens
sehr hilfreich, aber es ist durchaus auch möglich, mit einem
Dobson-Teleskop zu fotografieren.
ACHTUNG!
Sonnenfotografie NIEMALS ohne geeignete Objektivfilter durchführen!

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Planetenfotografie:
Im Gegensatz
zum Mond erscheinen Planeten nur unter einen Beobachtungswinkel
von
ca. 2 - 50 Bogensekunden (siehe auch hier)
Aus diesem Grund müssen Planeten relativ stark vergrößert
werden, um Details auf deren Oberfläche ablichten zu können.
Zudem erscheinen Planeten im Gegensatz zum Mond relativ lichtschwach.
Nun kommt das Problem: hohe Vergrößerung und diverse
Luftunruhen (atmosphärisches Seeing, lokales Seeing, Tubusseeing
usw.) lassen Einzelbilder in den allermeisten Fällen sehr verschwommen
und unscharf aussehen.
Es ist zwar durchaus möglich, brauchbare Einzelbilder mit einer
Kompaktkamera zu erstellen, aber es gibt weitaus bessere Alternativen.
Vor einiger Zeit haben sich kluge Köpfe Gedanken darüber
gemacht, wie man das Seeing-Problem lösen kann. Man muss einfach
die Belichtungszeit so kurz wie möglich halten um die Luftunruhe
quasi einzufrieren. Dies hat aber den Nachteil, dass die Kameraverstärkung
relativ stark hoch gedreht werden muss. Dies hat dann ein verstärktes
Bildrauschen zur Folge.
Aus dieser Überlegung heraus kam die Idee, sehr viele kurzbelichtete
aber verrauschte Einzelbilder von einem speziellen Programm auf
summieren zu lassen. Das in jedem Einzelbild zufällig verteilte
Hintergrundrauschen wird dann quasi "rausgefiltert". Übrig
bleibt die reine Bildinformation, also z.B. die Planetenabbildung.
Jetzt
benötigt man nur noch ein Aufnahmegerät, welches in kurzer
Zeit viele Bilder liefern kann: Ideal hierfür ist eine sehr
preiswerte Web-Cam oder eine Videokamera. Hierbei wird ein 2-3 minütiges
Video im AVI-Format aufgenommen, welches aus ca. 1000-2000 Einzelbildern
besteht.
Diese Einzelbilder werden z.B. von Giotto oder Registax weitgehend
automatisch analysiert, ausgerichtet, aufsummiert und letztendlich
geschärft.
Nicht nur Planeten, sondern auch hochauflösende Mond- oder
Sonnendetails können mit einer Web-Cam auf die selbe Weise
aufgenommen werden. Wegen der kleinen CCD-Chipfläche passt
jedoch nur ein kleiner Ausschnitt auf das Bild.
Für den kompletten Mond müsste dann ein Mosaik aus passenden
Einzelbildern angefertigt werden.
Um die Brennweite bzw. den Bildausschnitt anpassen zu können,
wird im Allgemeinen eine 1.5 - 3 fach Barlowlinse vor der Web-Cam
verwendet. Das ideale Öffnungsverhältnis sollte bei ca.
f/20 liegen.
Beispiel: Öffnungsverhältnis des Teleskop beträgt
f/7. In Kombination mit einer 3-fach Barlow-Linse würde man
dann fast ideale f/21 (7x3=21)erhalten.
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einzelnes
Rohbild aus dem Web-Cam AVI-Stream |
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bearbeitetes
und geschärftes Summenbild |
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Fotografie
großflächiger Deep-Sky Objekte:
Bei der
Ablichtung relativ großer Deep-Sky Objekten, kommt es vor
allem darauf an, ein möglichst großes Areal aufnehmen
zu können.
Typische Beispiele hierfür sind:
- Strichspuraufnahmen
(Sternfelder bewusst ohne Nachführung)
- komplette Sternbilder
- Milchstrasse
- M31 Andromedagalaxie
- M45 Plejaden
- NGC 7000 Nordamerikanebel
Für all diese Beispielobjekte müssen mehrere Grad Himmelssausschnitt
auf das Aufnahmemedium passen. Aus diesem Grund
sollte die maximale Brennweite bei ca. 20-300mm liegen.
Ganz normale Fotoobjektive sind hierfür bestens geeignet. Idealerweise
sollten festbrennweitige Objektive mit hoher Lichtstärke verwendet
werden, um mit möglichst kurzen Belichtungszeiten auszukommen.
Als Kamera bieten sich analoge oder digitale Spiegelreflexkameras
an, aber auch normale Sucherkameras mit langer Belichtungszeit (mehr
als 30sec) können unter Umständen verwendet werden.
Am einfachsten ist es, Strichspuraufnahmen eines Himmelsareals aufzunehmen.
Besonders eindrucksvolle Fotos entstehen, wenn man die Region um
Polaris aufnimmt, da man dann sehr schön das "Drehzentrum"
erkennen kann.
Die Kamera wird hierfür einfach auf ein feststehendes Stativ
ohne jegliche Nachführung montiert und solange belichtet, wie
es die Himmelsqualität zulässt.
Bei allen
anderen Objekten muss die Kamera natürlich nachgeführt
werden. Bei geringen Brennweiten muss dies jedoch nicht übertrieben
genau erfolgen.

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M45
- Plejaden |
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Strichspur
um Polaris |
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Fotografie
heller Deep-Sky Objekte:
Diese
Disziplin stellt den nächsten Schwierigkeitsgrad dar. Als Ausrüstung
empfiehlt sich ein Teleskop mit "schnellem" Öffnungsverhältnis
und relativ kurzer Brennweite. Ideal sind hier kleine
Refraktoren oder kurzbrennweitige
Newtons geeignet.
Brennweiten
unter 1000mm sind noch gut beherrschbar und verlangen bei kurzen
Belichtungszeiten von ca. 60-90 Sekunden nicht unbedingt eine Nachführkontrolle.
Selbstverständlich muss die Montierung trotzdem so gut wie
möglich auf den Himmelspol ausgerichtet sein.
Gut
geeignete Objekte wären:
- M31
Kernbereich der Andromedagalaxie
- M42 großer Orionnebel (DAS Paradeobjekt)
- M81 / M82 (Galaxien in großen Bären)
- M27 Hantelnebel
- Leo-Triplett (drei Galaxien im Löwen)
Als Aufnahmeinstrument
bieten sich digitale Spiegelreflexkameras an. Wichtig
hierbei ist, dass das Objektiv von der Kamera entfernt werden kann,
weil das Teleskop nun das Teleobjektiv darstellt.
Für die gängigen Kameras gibt es im Handel passende T2-Adapter.
Die Kamera kann damit leicht an den Okularauszug des Teleskops adaptiert
werden.
Um die
Einzelbelichtungszeiten kürzer zu halten, können wie beim
Web-Cam Verfahren mehrere kürzer belichtete Aufnahmen zu einem
Summenbild addiert werden. Das Bildrauschen wird auch hierbei sehr
deutlich reduziert.
Erst ein deutlich reduziertes BIldrauschen erlaubt eine optimale
Bildbeareitung, wie z.B. Kontrastanpassung und Schärfung.
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M42
- großer Orionnebel |
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Fotografie
kleiner, lichtschwacher Deep-Sky Objekte
Die absolute Königsdisziplin
der Astrofotografie. Um hierbei ansprechende Ergebnisse zu erhalten,
sollte man schon ein gehobenes Equipment zur Verfügung haben.
Brennweiten über 1500mm und Belichtungszeiten von mehreren
Minuten oder gar Stunden stellen enorme Anforderungen an die Nachführgenauigkeit
einer Montierung.
Aufnahmeinstrumente der Wahl sind professionelle, hochempfindliche
CCD-Kameras, welche über Peltier-Elemente
zur Kühlung verfügen um das Chip-Rauschen zu minimieren.
Eine Nachführkontrolle per Guiding ist hierbei unerlässlich.
Objekte:
- Kugelsternhaufen
- schwache Emissionsnebel
- entfernte Galaxien
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